Dienstag, 12. September 2017

Chemo Nr. 7

Eigentlich stand gestern meine siebte Chemo an.
Leider sind meine Leukozyten gerade noch im Urlaub. Die Leukozyten sind die weißen Blutkörperchen, diese sind für das Immunsystem verantwortlich.
Durch die Chemotherapie ist es üblich, dass die Leukos irgendwann nicht mehr ausreichend vorhanden sind.

Das einzige was man dann tun kann ist abwarten !
Ganz schrecklich für mich, denn ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, außerdem verschiebt sich nun das komplette Prozedere. Oh man, das hat mich gestern ganz schön genervt.
Aber etwas Gutes hat das Ganze, denn mir wurde gesagt, dass man dadurch ganz sicher weiß, dass die Chemo bei mir hervorragend wirkt! Na wenigstens etwas.

Dadurch dass ich gestern bei meinem Onkologen war, konnte ich auch einige Fragen stellen, die mich noch beschäftigen.
Mein Immunsystem ist ja im Keller und man geht davon aus, dass es die nächsten Male auch nicht anders sein wird. Und dadurch ist die Ansteckungsgefahr extrem erhöht.

ABER mein Liebster hat doch bald Geburtstag und eröffnet an dem Tag sein viertes Studio, da möchte ich soooooooo gerne dabei sein. Das will ich auf keinen Fall verpassen.

Also habe ich meinen Onko direkt gefragt "Können Sie mich da irgendwie dopen?"
Ihr hättet den Blick von ihm sehen sollen.
Er lachte und meint, dass Drogen sicher helfen würden. Ok er hat auch Humor.
Er erklärte mir, dass man leider nichts machen könne, um mein Allgemeinzustand an dem Tag zu verbessern. Würde es sowas geben, hätte er wohl keinen Job mehr.
Dennoch kann ich gerne hin gehen, wenn es mir soweit gut geht.
Und wegen der Ansteckungsgefahr?
Kein Problem, einfach so weit es möglich ist, nichts anfassen, kranken Leuten aus dem Weg gehen und Desinfektionsmittel mitnehmen und auch benutzen. Ich müsse nun nicht ängstlich durch die Welt gehen.
Yippie, das hört sich gut an! Also drückt mir die Daumen, dass ich an dem Tag, 29.09. soweit fit bin.

Auch habe ich ihn bzgl. Mundschutz angesprochen. Ich dachte, ich könne mich damit etwas schützen. Aber auch dort konnte er mich super aufklären. Der Mundschutz ist dafür da, den Speichel des Trägers aufzuhalten, er ist aber nicht dafür da die Luft zu filtern und Keime anderer aufzuhalten.
D.h. es müssten alle Gäste einen Mundschutz tragen- Geniale Vorstellung. Wir verteilen einfach am Eingang Mundschutz statt Sekt.

Das einzige was mir helfen würde währe eine Art Gasmaske.
Als ich das Freundinnen erzählt habe, fingen unsere Phantasien an durchzudrehen. Ich mit Atemmaske zwischen allen Leuten in einem neuen Studio. Geniales Bild, was die Leute dann wohl denken?  Super Vorstellung. Der Mann der Freundin würde ein Kleid anziehen sowie eine Gasmaske, damit ich nicht alleine so aussehen würde.
Es würde auf jeden Fall mein Outfit aufpeppen und den Abend sicherlich legendär machen.

Achja es gibt noch eine Neuigkeit, seit dem 10.09.2017 fallen nun meine Haare aus. Es ist wirklich wie im Film. Seit heute morgen ist es noch heftiger. Ich habe es meinem Liebsten gezeigt und er war sprachlos und geschockt. Auch ich war heute morgen geschockt. Es wird  immer mehr.
Aus dem Grund werde ich morgen meine Haare abschneiden. Um 10 Uhr wird es soweit sein, ich bin ganz schön aufgeregt, wie es wohl aussieht und sich anfühlt?
Um 15 Uhr haben wir dann auch einen Termin bei meinem Perücken-Mann.

Eine Freundin meinte gestern, dass es für sie ganz schrecklich sein wird, denn dann sieht man das erste Mal wirklich, dass ich Krebs habe. Und ja sie hat recht. Bis jetzt sieht man es mir absolut nicht an, dass Herr Krebs bei mir ist. Aber sobald die Haare weg sind ist es offensichtlich.

Ich denke mir nur, dass durch den Haarverlust ich auch Herrn Krebs verabschiede.

Also Herr Krebs, du darfst gerne morgen mit meinen alten Haaren gemeinsam mein Leben verlassen.
Tschüss!


Freitag, 8. September 2017

1. Zyklus PEB fast geschafft

Ich kann euch gar nicht sagen, wie ich mich freue, dass am Montag meine letzte Chemo für dieses Zyklus ist.

Einerseits ging es jetzt schnell, andererseits gehen die Tage momentan absolut nicht rum. Ich freue mich jeden Tag auf 21 Uhr, denn dann gehe ich schlafen.

Ich fühle mich eingesperrt in meinem eigenen Körper. Nichts klappt so wirklich. Weder TV schauen, ein Buch lesen, Malen oder Musik  hören. Nach einer kurzen Zeit bin ich davon bereits erschöpft.
Mensch dabei habe ich mich doch so gut auf die Chemo vorbereitet.
Im Nachhinein lache ich darüber, man kann sich wirklich nicht darauf vorbereiten. Wie denn auch? 

Das einzig richtige was ich gemacht habe ist, mir Speck aufzufuttern und mir vorher keine Angst zu machen und nicht zu sehr drüber nach zu denken. Ok ich habe es etwas zu harmlos gesehen. 

Und die angefutterten Reserven sind auch schon ziemlich angegriffen. Im Krankenhaus habe ich stolze 5kg mehr auf die Waage gebracht.  Bald ist ja zum Glück Weihnachten! 

Einerseits ist da die Freude und ich zähle die Tage bis ich alles geschafft habe. Heute ist es Tag 11, also noch insgesamt 31 Tage! Dann sind beide Zyklen geschafft. 
Anderseits habe ich eine panische Angst vor dem 2. Zyklus. Nun weiß ich was auf mich zukommen kann. Ich weiß wie es sich anfühlt, was mein Körper von der Chemo denkt und was es einfach für eine große Scheiße ist. 

Ich habe einfach wahnsinnige Angst noch einmal da durch zu müssen. Gestern sagte ich zu meinem Liebsten, dass ich nun abbrechen will, ich will nicht mehr dahin. 
Ja natürlich ich muss jetzt da durch und zum Glück habe ich sooooo viele wundervolle Menschen um mich herum, die mir die Kraft geben, noch einmal erneut durch die Hölle zu gehen! 

Herr Krebs du machst mich echt fertig. Ich hoffe du hast noch stärkere Schmerzen und schlechtere Tage!

Mittwoch, 6. September 2017

Cisplatin

Leider ist es echt schwer täglich was auf den Blog zu schreiben, deshalb poste ich öfters etwas auf Instagram, geht einfach viel schneller. Also schaut gerne auch da vorbei.

Instagram:  Sandrii143

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Wahnsinn, es ist schon der 10. Tag und ich habe schon 6 Chemos über mich ergeben lassen. Nur noch eine und dann ist der 1. Zyklus geschafft.

Aber ganz ehrlich ? Ich habe es mir nicht so heftig vorgestellt. Ich bin da wirklich viel zu locker an die Geschichte ran gegangen.

Ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Nicht wahrhaben, dass ich nun wirklich Herrn Krebs in mir beherberge und nur mit Hilfe einer krassen Chemo den ungebetenen Gast los werde. 

Auch wollte ich nicht wahr haben, wie stark diese Nebenwirkungen sein können und wie schnell und mit was für einer Kraft sie das Leben auf den Kopf stellen. 
Zuvor war ich eine sportliche, taffe Frau. Gerade bin ich eine erschöpfte kranke Mimimi-Frau. Aber ich darf Mimimi sein!!!! Und das solange ich dieses Teufelszeug in mir trage. Und noch weit hinaus, bis ich wieder fit bin. Bis ich wieder die Sandra bin, die ich sein möchte! 

Mich haben alle vorher aufgeklärt, gesagt dass es eine sehr schwere Zeit wird. Aber was ist eine schwerer Zeit ? Man kann es weder einschätzen noch vorahnen. 
Nun bin ich plötzlich in der schwersten und schmerzhaftesten Zeit meines Lebens, von heute auf morgen. Und nur wegen dir, Herr Krebs!!!!! 

Warum wurde mir diese Aufgabe gegeben ? Andererseits keiner hat diese Aufgabe verdient! 

Ich denke diese Aufgabe wurde mir übergeben, damit ich nun merke wie das Leben läuft, ja ich wiederhole mich, aber ich denke wirklich dass es ein Weckruf ist. 

Ein Weckruf, um über alles im Leben nachzudenken. Nun habe ich auch genug Zeit, seit 2 Nächten sogar die komplette Nacht. Was ein Luxus, nicht !   Seit 2 Nächten bekomme ich insgesamt vielleicht mal eine Stunde die Augen zu. CISPLATIN trägt seinen Teil dazu bei, ich fühle mich wie eine andere Person. 
Mein Hirn macht was es will, ich Träume Dinge, darüber könnte man die größten Horrorfilme oder Dramatas drehen. Unvorstellbar. 
Das ist nun mal Cisplatin, es geht direkt ins Hirn und ich hoffe dass es da auch direkt nach der Chemo wieder verschwindet. Ansonsten werde ich wohl wirklich Buchautorin!  

Aufgrund der dazu kommenden Schlafstörungen war ich heute auch beim Arzt. Ein Spaziergang von 3 Minuten und ich musste mich hinlegen, so viel zur sportlichen Sandra! 
Ich habe etwas für den Magen als auch für meinen sonst immer sooo tollen Schlaf bekommen. Darf aber erst heute Abend schlafen, ist ja klar. Oh man. Nur noch 12 Stunden! 

In der Apotheke hatten sie wohl so Mitleid mit mir, dass ich Salbei Bonbons geschenkt bekommen habe. Solche tollen Menschen leben bzw arbeiten hier in der Nachbarschaft. 

Wie oben schon geschrieben war ich vor der Behandlung immer die taffe Sandra, dies ist nun auch anders. Montag während der ambulanten Chemo habe ich Musik gehört, um mich einfach zu beruhigen und damit die Zeit schneller umging.
Dann lief plötzlich Axwell /\ Ingrosse - More than you know und mir liefen die Tränen. Es ist doch noch gar nicht so lange her, dass wir auf dem Tomorrowland waren, glücklich, ohne Schmerzen und tanzend und nun sitze ich hier? Mit Schmerzen, Chemo und total schlapp.

Es hat mich so getroffen, dass das alles so schnell geht, dass mir einfach die Tränen liefen.

Aber Hey das darf ich. Auch als taffe starke Sandra darf ich weinen, wenn es mir danach ist. Wenn es mir schlecht geht oder auch vor Freude. Es ist mein Leben!!!!! 

Samstag, 2. September 2017

Endlich Pause

Seit gestern Nachmittag bin ich endlich wieder zu Hause bei meinen zwei Männern ♡

Ja ich hatte mir vorgenommen jeden Tag eine  Blog zu schreiben aber es ging mir doch täglich schlechter. Auch konnte ich den Spaziergang einfach nicht machen, da der Körper sich total geweigert hatte.

Die Chemo ist heftig am kämpfen und dass soll sie eben auch.
Ich weiß gar nicht ob ich über die Nebenwirkungen schreiben soll, da ich werder meinen Liebsten noch zukünftigen Chemo-Patienten Angst machen möchte.

Aber ich habe diesen Blog weitergeführt um so gut es geht zu erklären was, und wie dieses ganze Zeug läuft. Was es anrichtet und was es somit für wundervolle Sachen mit dem Körper macht.

Und immerhin ist ja ein Ziel ist Sicht, ich werde Herrn Krebs besiegen!

Also alle die es nicht lesen möchten, klicken nun die Seite weg und jeder andere kann es gerne lesen.

Es fing direkt an zu wirken, ich hatte bereits während der 1. Chemo Kribbeln von den Fussspitzen bis in den Kopf. Noch fand ich das den ersten Tag ganz aufregend aber nach jeder weiteren Chemo wurde dieses Kribbeln stärker und länger.
Auch habe ich sofort eine Art Reizung der Mundschleimhaut und der Zunge gespürt, die Schwester sagte, dass es durch den hohen Magnesiumgehalt kommt, dass meine Schleimhaut abkühlt und sich gereizt an fühlt.

Ach bevor ich weiter schreibe gibt es da ein Phanomän, welches evtl mein komisches Schreiben erklärt. Ich habe ernsthaft ein Chemo-Brain. Ich vergesse was ich sage, mache und auch was ich schreibe. Also Sorry für evtl verwirrte Sätze. Das ist wirklich mein Chemo -Brain.

Also nun weiter mit den Nebenwirkungen. Was natürlich auftritt und darauf habe ich mich auch ordentlich gewappnet, mit angefutterten Fettreserven, ist die Appetitlosigkeit. Ich muss mich zwingen zu essen. Das kenne ich sonst absolut nicht von mir.  Sonst konnte ich mich förmlich überfressen aber das ist auch seit dem 2. Chemo-Tag vorbei.

Auch kam immer auffälliger die Speiseröhre hinzu. Gestern nach 5 Tagen á 7 Stunden Chemo war der Höhepunkt meiner geliebten, vorher nie gespürten Speiseröhre. Ich wurde von Freunden gefragt wie sich das anfühlt und ich konnte nur antworten, dass es sich anfühlt als würde sich die Speiseröhre selbst auflösen. Es hat gebrannt, geätzt, naja keine Ahnung. Aber heute ist es schon wieder viel besser.

Der beste Trick, um dieses aufzuhalten ist trinken, trinken, trinken und Schmerzmittel. Ein Hoch auf Schmerzmittel!!!

Zu den weiteren Nebenwirkungen,kommen, wenn ich es nicht bereits genannt habe noch Kopfschmerzen, Bauch- und Gliederschmerzen dazu. Als würde gerade eine fette Erkältung eintrudeln.
Ich finde das ist das harmloseste, denn ich kannte diese Schmerzen bereits und wie soll ich es sagen, es war nichts neues für meinen Körper, dass ich diese drei "Erkältungsschmerzen" hatte. Ich habe mir dann immer eingeredet dass ich nur eine Erkältung habe und nicht diese teufels Chemo.

Heute am 1. Chemo-freien-Tag fühle ich mich sehr schwach aber sooooo unfassbar gut! Heute endlich keine Chemo, frei von Geräten und Schläuchen.

Und wir waren gerade eine kleine Runde mit Balu spazieren. Ich fühle mich zwar als hätte ich das Laufen neu gelernt, dennoch tut es gut ein paar Schritte an der frischen Luft zu gehen.

Eine Ärztin hatte mir erzählt, dass ich nun mit einem Rucksack, dem Krebs-Rucksack, mein ganzes restliches Leben rumlaufen werde. Es wird Menschen geben, die tragen ihn gemeinsam mit mir aber es wird auch Menschen geben, die ihn lieber nicht an sich ran lassen werden. Natürlich solle ich ihn mir schön verpacken und darf ihn mir auch ab und zu absetzen, mir eine Pause nehmen, dennoch wird er mich mein Lebenslang begleiten.

Als sie mir das erzählt hat wusste ich nicht so recht wie ich damit umgehen soll. Das hat sich so hart und so fest angefühlt. Irgendwie nicht passende zu meinem Herrn Krebs. Also habe ich überlegt wie mein Herr Krebs denn ausschaut. Ich möchte nichts auf meinem Schultern tragen, nach dem Scheiß möchte ich Sandra sein, gesund, lebensfroh und voller Liebe.
Ich habe mir von Anfang an vorgestellt, dass mein Herr Krebs ein netter aber auch etwas gemeiner Mann ist. Ein Mann der mir jetzt gezeigt hat, wie das Leben läuft. Dass das Leben schön ist und man es in vollen Zügen genießen soll. Herr Krebs hat mir nun die Aufgabe der Chemo gegeben, die Aufgabe gegen ihn zu kämpfen, um mal für paar Wochen ganz unten anzukommen und sich dann wieder hochzuarbeiten. Hoch zu dem tollen Leben mit Liebe, Glück und Geborgenheit. Mit tollen Menschen um einen herum und ganz viel Lebensfreude.

Natürlich wird mich Herr Krebs immer begleiten, erst recht bei den Nachsorgeterminen. Aber auch dort wird Herr Krebs nur die Aufgabe haben mich zu erinnern wie toll das Leben ist und was ich in der Zeit davor nicht wirklich wahrgenommen habe.